Ich liebe Serien...Die dürfen gern beseelt sein mit schönen Menschen, seltsamen Wesen und schrägen Geschichten. Sie dürfen in der Zukunft spielen, in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Kurzweilig sollten sie sein, spannend und nicht allzu schwer verdaulich. Da steht das Thema "Krebs" wirklich nicht ganz oben auf der Liste der Feierabendentspannung. Und doch hat es mich jetzt voll erwischt- mit "Chasing life". Es geht um April, eine junge Reporterin, die am Beginn ihrer Karriere steht und quasi mitten auf dem Beschleunigungsstreifen von der Diagnose Leukämie gestoppt wird. Das ist noch kein besonders bemerkenswertes Sujet - aber was diese kleine Serie so besonders macht: sie zeigt viele Möglichkeiten des Umgangs, spielt sie anhand der handelnden Personen durch - jeder mit seiner eigenen Perspektive, seinem Vermögen, seinen Erfahrungen. Aprils Mutter, die versucht zu schützen und dabei Grenzen verletzt. Schwester Brenna, die eine Heidenangst um ihre Schwester hat, aber auch noch reichlich andere Probleme. Die Freundin, die versucht mit viel Humor und Pragmatik zu helfen. Die Arbeitskollegen, die zwischen egal und peinlich berührt schwanken. Die beiden Männer in Aprils Leben - der ebenfalls krebskranke Leo, dem die Diagnose die Freiheit gibt, so richtig die Sau rauszulassen und der attraktive Dominik, der gern für April dagewesen wäre, sie aber "am kranken Ufer" nicht mehr erreicht. Und jeder dieser Menschen ist wichtig für April - sie braucht die treusorgende Mutter, bei der sie auch Kind sein darf, die Freundin, die ihr die verrücktesten Frisuren zaubert und die Kotzschale reicht. Die Schwester, für die sie da sein kann. Leo, der genau weiß, wie er sie motiviert und die Kollegen, die ihre Krankheit einfach ignorieren. Eine Szene hat mich besonders bewegt. Klar geht es auch hier um die "Löffelliste", letzte Wünsche, die man sich noch erfüllen möchte. Ein Junge aus Aprils Selbsthilfegruppe wünscht sich, seine eigene Trauerfeier zu erleben. "Kommt, lasst uns die Trauer feiern!", ruft er seinen befremdeten Gästen zu. Er möchte hören, was seine Freunde über ihn zu sagen haben - nicht dieses oberflächliche "Blabla", sondern was an ihm sie wirklich vermissen werden, was er ihnen bedeutet hat. Er möchte sein Beerdigungslied "Bad day" hören an dem Ort, wo er verabschiedet wird, gemeinsam Wein trinken und in Erinnerungen schwelgen. Ja, es ist verrückt, es ist unendlich traurig, es ist wirklich schräg, aber es ist auch so wunderschön. Die Worte, die er sonst nie gehört hätte, begleiten ihn jetzt in seine letzte Lebensphase. Alles ausgesprochen, gefühlt, verabschiedet...So wurde auch ein zu früh endendes Leben rund...Trauer wurde gefeiert, geradezu zelebriert in all ihren Fassetten.
Kommentar schreiben